Waren es jetzt 1,3 Millionen oder doch nur 20 000? Viel wurde gestritten über die Zahl der Teilnehmer*innen an den verschwörungsideologischen Protesten mit extrem rechter Schlagseite am vergangenen Wochenende. Dass Quantität auch in Qualität umschlagen kann, haben andere bereits entdeckt. Doch muss man sich bei den Veranstaltungen nur die Qualität der Aussagen ansehen, um zu erschrecken: »Statt Distanzierung und einer Absage an Antisemitismus und Rechtsextremismus boten die Versammlungen für ebensolche Artikulation den öffentlichen Raum«, schreibt die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus, kurz: RIAS, in einem Bericht, den sie am Donnerstag veröffentlicht hat. Insgesamt zählt sie elf konkrete Fälle von Antisemitismus bei der Demonstration durch den Berliner Bezirk Mitte mit anschließender Kundgebung vor der Siegessäule.

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„Vorne NS-Monumentalbau, hinten schicke Wohnungen. Das wird dem Bau in jeglicher Hinsicht nicht gerecht“, sagt der Architekturkritiker Ralph Lange über einen denkmalgeschützten Nazi-Bau in Hamburgs Villenviertel Harvestehude. Das ehemalige Wehrmachtsgebäude wurde vor einigen Jahren zur Luxus-Wohnanlage umgebaut. In Anbetracht der Kriegsverbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg „hätte man sich mehr historische Sensibilität und Verantwortung gewünscht“, findet Lange.

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„Querdenken 711“ heißt eine Gruppe aus Stuttgart, die ursprünglich zu der Demo aufgerufen hatte. Auch in Hamburg gibt es einen Ableger. Doch wer steckt dahinter und was will die Initiative wirklich?

„Wir sind überparteilich und schließen keine Meinung aus“, heißt es im Manifest auf der Webseite des Hamburger Ablegers „Querdenken 40“. Die Bewegung wolle sich für Freiheit und das Grundgesetz einsetzen, langfristig seien Neuwahlen ihr politisches Ziel. Die Corona-Regeln zur Eindämmung der Pandemie verstehen sie als Beschränkung ihrer persönlichen Freiheit.

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"Das ist alles eine Farce!", brach es aus Esther Bejarano heraus. "Er hat alles gesehen, er hat alles gewusst!" Am 9. Dezember 2019 hatte die Überlebende der KZ Auschwitz und Ravensbrück einer Verhandlung im Stutthof-Prozess beigewohnt.

Heute ist das Urteil im vielleicht letzten NS-Prozess gesprochen worden. Das Gericht sprach den Angeklagten schuldig. Das Strafmaß: zwei Jahren auf Bewährung unter Berücksichtigung seiner Jugend zur Tatzeit bei Übernahme der eigenen Prozesskosten, z. B. für seine Verteidigung. Bruno Dey muss nun wohl nicht im hohen Alter ins Gefängnis, das ist im Sinne vieler Nebenkläger*innen, die das immer wieder betont haben.

Das Gericht definierte aber auch eine neue Form der Schuld: Jeder Bewacher hat gesehen, dass die in die Konzentrationslager Verschleppten schon beim ersten Betreten der Vernichtungslager todgeweiht waren. Die Richterin stellte fest, dass Bruno Dey seine Schuld verdrängt und gelogen hat. Und selbst in seinem letzten Wort hat er seine Schuld nicht anerkannt, er schien nur Beobachter zu sein. Wie war es möglich, dass er das Leiden sah, aber nicht berührt war, wie konnte er Menschlichkeit und Gewissen ausschalten und sich an das Grauen gewöhnen?

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Sie schlugen ihn. Traten ihm ins Gesicht. Immer wieder. Es war purer Hass, der die Täter antrieb. Und als Mehmet Kaymakçi nur noch röchelnd und wahrscheinlich schon sterbend da lag, hoben die drei Täter einen Betonblock an und ließen ihn fallen. Er zertrümmerte den Kopf des 29-jährigen türkischen Maurers.
Am 24. Juli 1985 starb Mehmet Kaymakçi am Rande des Kiwittsmoorparks in Langenhorn. In wenigen Tagen jährt sich dieses abscheuliche Verbrechen zum 35. Mal. Eine Tat, die völlig in Vergessenheit geraten ist. Aber das soll nicht so bleiben. Gerade heute sei es wichtig zu zeigen, wohin Rassismus führt. Deshalb haben SPD, CDU, die Grünen, die Linken und die FDP in der Bezirksversammlung Nord 5000 Euro für eine Gedenktafel genehmigt, die an der Straße Hohe Liedt aufgestellt werden soll.
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