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Antifa-Demo und Club 88-Geburtstag in Neumünster

von: club88-schliessen.tk (Indymedia)
 
Am Samstag den 27. September 2008 fand in Neumünster eine Demonstration gegen die für diesen Tag von AntifaschistInnen erwartete Geburtstagsfeier des Nazitreffpunkts Club 88 statt. Die Geburtstagsfeier im Club 88 fand jedoch an diesem Samstag nicht statt, trotzdem zog eine große und kraftvolle antifaschistische Demonstration durch Neumünster und es wurde dazu aufgerufen, am Samstag den 4.10. wieder nach Neumünster zu kommen. Der Club 88 Geburtstag wird ziemlich wahrscheinlich dann stattfinden.
Nachdem schon im letzten Jahr ca. 600 Menschen zur antifaschistischen Demonstration samt abendlichen Festival kamen, wurde dieser Erfolg dieses Jahr noch ein wenig ausgebaut. Zu der diesjährigen, wieder von mehreren autonomen Antifa-Gruppen organisierten und vom Bündnis gegen Rechts Neumünster unterstützten Demonstration, kamen ungefähr 800 AntifaschistInnen. Unter dem Motto "Fünf vor Zwölf. 12 Jahre Club 88 - 0 Toleranz für Nazistrukturen" sammelten sich ab 16.00 Uhr hunderte DemonstrantInnen am Neumünsteraner Bahnhof. Die Auftaktkundgebung wurde mit der Information begonnen, dass die Nazis den Club 88 Geburtstag nicht an diesem Tag feiern werden, sondern dass es jetzt sichere Anzeichen für eine Feier (und der damit verbundenen Nazipräsenz) am 4. Oktober gibt. 

Den ersten Redebeitrag hielt dann die Antifaschistische Aktion Neumünster über Nazistrukturen in Neumünster und den Club 88. Ein zweiter Redebeitrag kam von der Autonomen Antifa-Koordination Kiel, der sich gegen den alltäglichen Rassismus der bürgerlichen Mitte und jede Art von Nationalismus richtete. Außerdem wurde auf eine Nazi-WG an der Demoroute hingewiesen, in der sich mehrere Nazis aufgehalten haben sollen, die sich allerdings nicht blicken liessen. Die Demo war im vorderen Teil von einem großen Antifa-Block geprägt, in dem es im Gegensatz zu letztem Jahr erfreulicherweise weit weniger hirnlose Parolen und Alkoholkonsum gab als befürchtet. Dies lag wohl auch an einem Flyer, der von den VeranstalterInnen im Voraus verteilt wurde, wo sie sich gegen Alkohol auf Demos und menschenverachtene Parolen aussprachen. Im hinteren Teil der Demo liefen viele SchülerInnen und andere AntifaschistInnen, alle ca. 100 DelegiertInnen vom Linken-Landesparteitag, den sie extra für die Demo unterbrachen und Mitglieder der jüdischen Gemeinde Pinneberg. Während der Demo gab es keinerlei Probleme oder Provokationen von Nazis, und auch die Polizei musste schnell einsehen, dass ihre Auflagen (nur die rechte Fahrbahn benutzen, OrdnerInnen, keine "zu dicken" Fahnen) bei einer Demo dieser Größe nicht durchsetzbar waren. Es gab wohl sogar einigen Streit unter den BeamtInnen, ob die Auflagen durchgesetzt werden sollen.

Die Demo zog laut und kraftvoll durch die Neumünsteraner Innenstadt und endete auf dem Großflecken. Auf der Abschlusskundgebung sprachen noch einmal die Antifa Neumünster, dann die Anarchist Federation Lübeck über Nationalismus und Tag der deutschen Einheit und zum Schluss wurde noch über die aktuelle Situation der von Abschiebung bedrohten Familie Culum aus Trappenkamp berichtet. Die VeranstalterInnen riefen die DemoteilnehmerInnen dann auf, das Klosterrock Festival zu besuchen. Hier gab es einen Antifa Infostand und VoKü. Der Infostand wurde aufgrund der nicht stattfindenen Nazifeier gegen 20.00 Uhr abgebaut, da es dunkel wurde und das Festival mehr Leute anzog. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt gab es laut AugenzeugInnen noch eine Aktion gegen die Nazikneipe Titanic, die ganz in der nähe der AJZ liegt, bei der mehrere AntifaschistInnen trotz Polizei-Sonderbewachung die Kneipe mit Steinen angriffen. Nach diesem Vorfall erhöhte die Polizei ihre Präsenz vor der Titanic und in der nähe der AJZ deutlich, die anwesenden Nazis in der Titanic waren sichtlich nervös.

Der Tag war trotz oder auch wegen der ausgefallenen Nazifeier ein Erfolg für die antifaschistische Bewegung in Neumünster. Dass zu dieser Demo 800 Menschen kamen zeigt wie präsent das Problem Club 88 bei vielen Leuten immer noch ist und es zeigt auch, dass die Anstrengungen vom letzten Jahr Früchte getragen haben, denn dieser Mobilisierungserfolg muss auch mit der kontinuierlichen Arbeit der Antifaschistischen Aktion Neumünster und ihrer BündnispartnerInnen aus dem autonomen sowie bürgerlichen antifaschistischen Spektrum begründet werden. Dass die Polizei und Presse von nur 300 DemoteilnehmerInnen sprechen, zeigt wieder einmal deutlich, dass es politischer Wille ist, aktive AntifaschistInnen kleinzuhalten und zu diskreditieren. JedeR der/die auf der Demo war kann bezeugen, dass es auf keinen Fall nur 300 Leute waren, was schon allein anhand der abgezählten 101 Linkspartei-Delegierten belegbar ist. Hier sei auch auf einen Zeitungartikel im Vorfeld der Demo im Courier hingewiesen, in dem "Ausschreitungen" befürchtet wurden. Presse und Polizei versuchen also wieder, das Nazi-Problem kleinzureden und AntifaschistInnen als Problem darzustellen.

Für Samstag den 4.10. ruft der Vorbereitungskreis der Demo zu einer antifaschistischen Kundgebung gegen den dann stattfindenen Club 88 Geburtstag auf. Diese soll um 12.00 Uhr auf dem Großflecken beginnen. Am Abend soll dann in der AJZ unter dem Motto "Disco Beats Club 88" antifaschistisch gefeiert und natürlich den Nazis nicht die Innenstadt überlassen werden.