Die Hamburger Gedenkkultur hat mehrere große Baustellen. Kritik gibt es immer noch am Erinnerungsort im ehemaligen Gestapo-Hauptquartier, der sich in einer Buchhandlung befindet. Auch der „Kriegsklotz“ aus der Nazi-Zeit am Stephansplatz wirft Fragen auf. Fachleute haben jetzt in der Sendung „Treffpunkt Hamburg“ bei NDR 90,3 diese Problemfälle diskutiert und einen Gedenkort für die Kolonialzeit vorgeschlagen.
Hamburg entdeckt gerade ein altes Kapitel seiner Geschichte ganz neu - dass sich nämlich der Reichtum der Stadt auch auf Ausbeutung der Kolonien gründete. "Das mit einem sichtbaren Zeichen im Stadtzentrum und nicht nur am Stadtrand zum Ausdruck zu bringen, finde ich eine gute Idee", sagt Detlef Garbe, der Leiter der KZ Gedenkstätte Neuengamme. Ulrich Hentschel schlägt ein Mahnmal zwischen dem Woermannhaus (Afrikahaus), der Hauptkirche St. Petri und dem Rathaus vor. "Im Zentrum dieser Stadt ist der Kolonialismus betrieben und forciert worden. Dahin gehört auch ein solcher Ort", sagt der Pastor im Ruhestand, der die Hamburger Gedenkkultur seit Jahrzehnten begleitet und aktiv mitgestaltet. Wie Hentschel erinnert er auch an belastete Hamburger Straßennamen wie die Walderseestraße in Othmarschen. "Waldersee war ein deutscher General, der in China Massaker an der Zivilbevölkerung angerichtet hat." Dieses Erbe der Kolonialzeit zu diskutieren, sei eine Aufgabe, die noch vor den Hamburgern liege.
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