Mopo, von Sandra Schäfer (24.10.16)

Mit mehreren Stichen in den Rücken wurde Victor E. (16) am vorletzten Wochenende an der Kennedybrücke getötet. Die Polizei hat keine echte Spur zum Täter. Doch in den sozialen Netzwerken kursieren bundesweit bereits rechte Verschwörungs-Theorien: Der Täter soll ein Migrant sein und die „Lügenpresse“ verschweige es. Die Hamburger AfD wollte den Tod des Jugendlichen sogar für eine Lichterkette instrumentalisieren.

Der Fall gibt der Polizei nach wie vor Rätsel auf. Offenbar haben sich Täter und Opfer nicht gekannt. Die Freundin, die bei dem Angriff neben Victor saß, beschreibt den Täter als „südländisch“. „Ein Phantombild konnten wir von ihm nicht erstellen, da der Angriff von hinten erfolgte und sie seine Gesichtszüge so nicht beschreiben konnte“, so Heike Uhde von der Polizeipressestelle.

Im Netz schlugen die Wellen hoch, eine Schlagzeile dort lautete: „ZDF-Nachrichtensendung verweigert Berichterstattung, weil Mörder ein Migrant war.“ Tatsächlich hatten „Tagesschau“ und „heute“ nicht berichtet – weil sie nie über jeden einzelnen Mordfall, der in Deutschland passiert, berichten.

Auch die AfD im Bezirk Mitte spricht vom „Verschweigen“ in den Medien. Dabei hatten die Hamburger Zeitungen und Sender mehrfach berichtet. Die AfD wollte am Sonntag sogar zu einer Lichterkette für Victor E. unter der Kennedybrücke aufrufen – ohne es mit den Eltern des Opfers abzusprechen! „Wo bleibt die Lichterkette der Gutmenschen? Ach ja, es war ja nur ein Jugendlicher, der von einem Südländer angegriffen wurde“, heißt es in dem Aufruf der AfD-Abgeordneten Nicole Jordan.

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