Hamburger Abendblatt, Jens Meyer-Wellmann
Bei einem Auftritt des Gründers der Alternative für Deutschland in Hamburg-Hausbruch zeigt sich die Spaltung der Partei.
Hausbruch. Eines kann man den Mitgliedern der AfD jedenfalls nicht nachsagen: eine übermäßige Leidenschaft für Fußball. Sonst hätten am Sonnabend, kurz vor Anpfiff des DFB-Pokalendspiels, nicht mehr als 150 von ihnen aus ganz Norddeutschland den Festsaal des Jägerhofs in Hamburg-Hausbruch gefüllt, um eine Vorlesung von Parteisprecher Bernd Lucke über die EU, über fiskalische Kapazitäten, das Subsidiaritätsprinzip und tarifäre Handelshemmnisse zu hören. Aber natürlich waren derlei professorale Analysen nicht der Grund für das Kommen der vielen meist älteren Herren (und wenigen Damen). Nein, das Parteivolk wollte wissen, wie es weitergehen soll mit der Alternative für Deutschland, nachdem sich die Führungsspitze so unheilbar heillos zerstritten hat.
Schon die Form der Einladung in den Hausbrucher Gasthof lasen dabei einige als Zeichen einer bereits vollzogenen Spaltung der Partei. Denn zu dem Lucke-Vortrag waren nicht etwa alle Parteimitglieder des Nordens gebeten worden. Die einladende Europaparlaments-Fraktion (EKR) und der Hamburger AfD-Chef Jörn Kruse hatten offenbar lediglich handverlesene Freunde des liberalen Lucke-Kurses und seiner "Weckruf"-Gruppe angeschrieben. Als die Einladung in die Hände von Lucke-Kritikern geriet, machte sie trotzdem schnell in der ganzen Partei die Runde, so dass nun im Jägerhof neben den Lucke-Unterstützern auch ein gutes Dutzend seiner parteiinternen Gegner saß.

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