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Nazis raus! Aber was ist mit der AfD?

jungle world, Andreas Speit
Willkommen in Europa! Nach der Wahl zum Europäischen Parlament in 28 Länder steht fest: Eine Partei rechts von der Union konnte in Deutschland sieben Prozent der Wähler für sich gewinnen. Sieben Prozent für die »Alternative für Deutschland« um Bernd Lucke entsprechen sieben Mandaten. Ein gesellschaftlicher Zuspruch, der zwar in Deutschland, nicht aber in anderen Ländern der Europäischen Union (EU) neu ist. Seit Jahren haben rechtspopulistische Parteien in Europa Erfolge bei Wahlen. Seit Jahren hofft das Milieu der »Ex­tremisten der Mitte« in Deutschland vom rechten Rand der Union über die neurechte Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) bis zu den gewöhnlichen Vertretern rassistischer Ressentiments auf die Herausbildung einer neuen politischen Kraft zwischen CDU und NPD. Seit dem 25. Mai ist diese Hoffnung durch den Wahlerfolg der AfD gestärkt. Endlich das Ende des »Demutskonservatismus« beschleunigen, den »Nasenring« Auschwitz entfernen, den Links-Trend der Angela-Merkel-CDU beenden, der »political correctness« entgegenkotzen, den »Genderwahn« lächerlich machen und das »Gutmenschentum« angreifen. Der derzeitige Star dieser Tendenz am publizistischen Himmel ist Akif Pirincci. Seine verbale Vulgarität in »Deutschland von Sinnen« gegen »Migrantenindustrie, schwachsinnige Politiker, (…) geisteskranke linke Medienleute« und »Araber oder Türken«, löst mehr als Applaus aus. Endlich äußere sich jemand mal »saftiger« als Thilo Sarrazin in »Deutschland schafft sich ab«, schrieb Michael Paulwitz am 29. März erfreut in der JF. Pirinccis radikalisierte Position, symptomatisch für das Milieu der AfD-Wähler, zeigt, dass das lange Ignorieren der AfD genutzt hat.
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