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Mit 16 darf man noch sündigen

Andreas Speit, Jungle World

Aussteiger aus der rechtsextremen Szene werden häufig daran gemessen, ob sie das Milieu hinter sich gelassen haben. Die ideologischen Hintergründe werden dabei gerne ausgeblendet. Das zeigt das Beispiel eines ehemaligen NPD-Kaders aus Hamburg.

Mit der rechtsextremen Szene wolle Johannes D. nichts mehr zu tun haben. Von der NPD, in der er Mitglied war, habe er sich getrennt. »Er ist raus, wir glauben ihm«, sagt Walter Marthiens, Geschäftsführer der Sportvereinigung Polizei Hamburg. In dem Polizeiverein ist der Hamburger schon seit Monaten aktiv. Im Juni zog der 22jährige, als er an einem Kampfsportturnier teilnahm, die Aufmerksamkeit von Antifa-Initiativen auf sich. Er trat dort als Mitglied einer Kampfsportabteilung der Sportvereinigung an. In der Folge gab es erste Nachfragen zu seiner Person bei dem Verein. Dass den Antifaschisten seine Teilnahme aufgefallen war, lag daran, dass der Kampfsportler kein einfaches Parteimitglied war. Immer wieder hatte Johannes D. bei Infoständen der NPD oder Aufmärschen der Kameradschaften mitgewirkt. Über sechs Jahre widmete er sein Leben der »nationalen Bewegung«. Im NPD-Kreisverband Eimsbüttel war er Schatzmeister, auch beim Parteiordnerdienst half er mit. Noch im Juni 2010, bei der Volksabstimmung über die Schulreform in Hamburg, hängte der stämmige Dunkelhaarige NPD-Plakate auf. Im August 2010 wurde er schließlich beim Neonazimarsch in Bad Nenndorf gesehen. Die Antifa-Initiativen haben sich deshalb gefragt, ob hier ein auffällig gewordener Neonazi den Polizeiverein nutzt, um seine Kampftechniken zu verfeinern.

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